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Jahrhundertwinter 1978/79: Die Schneekatastrophe an der Ostsee

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Vor genau 40 Jahren kämpften die Menschen im Norden Deutschlands ums Überleben. Kinder erfroren in selbstgebauten Iglus, Erwachsene in ihren Autos, die in Schneewehen steckenblieben, Helfer wurden von Panzern überrollt. Das Vieh verendete qualvoll. Knapp 30 Menschen verloren ihr Leben.

Doch die Schneekatastrophe zeigte, dass angesichts der Gefahr die Menschen zusammenhalten. Viele Helfer vermissen heute noch das Gefühl der Zusammengehörigkeit von damals.

Sehen Sie auf unserer interaktiven Karte, wie die Norddeutschen in der DDR und der Bundesrepublik gegen die Schneekatastrophe kämpften.

Foto: Lothar Heidtmann/dpa

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Feierabend nach dem  Schneeschippen: Ausgestattet mit Schaufel, Jägermeister, Bier und einem Grill feiern die Helfer in der Labenzer Schmiedetwiete (Herzogtum Lauenburg) das "Tunnelfest" unter dem Schnee.

Die Kohle-Briketts sind schon fast durchgeglüht - die Würstchen kommen wohl bald aufs Rost.

Multimedia-Story: Stillstand - als es für 86 Stunden nicht mehr aufhörte zu schneien

Foto: HFR / Lore Kruse

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Als der Schneefall Mitte Februar wieder einsetzt, bleiben auf den Autobahnen und Landstraßen wieder Hunderte Fahrzeuge in den Schneewehen stecken. 

Auf einer Autobahn im Kreis Rendsburg-Eckernförde blieben am 15. Januar 1979 dutzende Lastwagen im metertiefen Schnee stecken. Anwohner und Rettungskräfte versorgen die Fahrer mit warmer Suppe und Kaffee, bis schweres Gerät eintrifft und die Fahrzeuge befreit.

Schneekatastrophe: Retter aus der Luft


Foto: Werner Baum/dpa


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Als wenige Tage vor Neujahr der Schnefall einsetzte, begannen die Straßenmeistereien um Ribnitz-Damgarten sofort mit der Räumung, sofern sie mit ihren Fahrzeugen durchkamen.

Schon am 4, Januar wurden Mitarbeiter der Straßenmeisterei Ribnitz-Damgarten von der SED-Kreisleitung für "hervorragende Leistungen" ausgezeichnet. Damit war ihr Einsatz aber nicht zu Ende - die Räumung der meterhohen Schneedecke dauerte bis in den März.

Foto: OZ


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Was für die Kinder ein Riesenspaß war, bedeutete für viele Erwachsene harte Arbeit. Dieses Foto aus Bad Schwartau zeigt einen Mann, der einen Tag nach dem dritten Schneefall in Ostholstein am 14. Februar 1979 unermüdlich das Tor zu seiner Garage freischaufelt - bei Minus 16 Grad.

Allerdings herrscht zu der Zeit im größten Teil Ostholsteins allgemeines Fahrverbot für private Pkw.

Leserfotos: Das war der Jahrhundertwinter 1978/79

Foto: Heinrich Hartung

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Der Temperatursturz vom 29. Dezember 1978 führte in Norddeutschland zu einem Schneechaos. Teilweise brach der Verkehr sowie die Stromversorgung komplett zusammen, Allein in der Bundesrepublik kamen 17 Menschen aufgrund der Katastrophe ums Leben.

Am 14. Februar 1979 führten dichte Schneefälle und ein orkanartiger Sturm in Norddeutschland zu einem erneuten Schneechaos.

Das Bild zeigt, wie auf der Strecke Neumünster - Segeberg in Schleswig-Holstein am 18. Febraur 1979 eine Schneefräse eingesetzt wird, um die Gleise nach den erneuten starken Schneefällen wieder befahrbar zu machen.

Und heute? Wie Katastrophenschutz 40 Jahre später funktioniert

Foto: dpa

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Tausende Helfer aus der Bevölkerung und der Nationalen Volksarmee unterstützen bei der Räumung der Gleisanlagen vom Schnee, um den Eisenbahnverkehr so schnell wie möglich wieder rollen zu lassen.

Das Bild zeigt, wie Soldaten der NVA am 2. Januar 1979 die Gleise am Bahnhof Neubrandenburg freischaufeln.
OZ-Leser erinnern sich an Winter 78/79: „Der Gemeinschaftssinn war damals groß“.

Foto: Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0

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Die Minusgrade lassen im Winter 1978/79 die Kieler Förde zufrieren. Das Eis türmt sich bis zu zwei Meter hoch. Rund 80 Schiffe liegen in der Förde fest, auch der Nord-Ostsee-Kanal ist nicht mehr befahrbar.

Einige Anwohner versuchen das beste aus dem ungewöhnlich harten Winter zu machen. Beliebt sind Spaziergänge auf dem Eis.


Multimedia-Story: Stillstand - die Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein

Foto: Georg Gasch / Stadtarchiv Kiel / CC BY-SA 3.0 DE



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Auch für die Tiere wurde der Schneeeinbruch zu einer Qual. Zwei im Eis eines Tümpels eingebrochene Pferde drohten in Ostholstein zu ertrinken. Sie konnten zum Glück aus ihrer misslichen Situation befreit werden.

Winter 1978/79 - Dr. Karl Blumke erklärt die Wetterlage

Foto: Archiv Lübecker Nachrichten

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Auf Hiddensee fiel wegen der Schneefälle für eine Woche der Strom aus. Ein Katastrophenstab wurde eingerichtet.

„Aber bei allen Sorgen und Nöten bleibt vor allem eines in der Erinnerung lebendig: wie wohltuend der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung war“, sagt die Leiterin des Heimatmuseums Hiddensee, Jana Leistner, heute.

Das Museum zeigt aktuell eine Fotoausstellung zum Jahrhundertwinter. Die Bilder – wie dieses von der im Schnee versunkenen Villa Putbrese  – haben Einheimische und Gäste, die damals auf der Insel festsaßen, zur Verfügung gestellt.

Zu sehen ist die Schau bis März 2019 im Galerieraum des Heimatmuseums.

Foto: Heimatmuseum Hiddensee


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Als die Schneemassen plötzlich herunter kamen, konnte kein Fahrzeug mehr durchgekommen - auch nicht die Bahn. Mehrere Züge in Schleswig-Holstein wurden unter dem Schnee förmlich begraben.

Dieser eingeschneite Zug bei Altengörs (Kreis Segeberg) musste von Soldaten der Bundeswehr freigeschaufelt werden.

Multimedia-Story: Chronologie der Katastrophe


Foto: Archiv der Lübecker Nachrichten


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„Ganz plötzlich“ ist das Unwetter über Norddeutschland hereingebrochen, erinnern sich Zeitzeugen. In den Weihnachtstagen herrschte noch Tauwetter, am 28. Dezember jedoch setzten starke Schneefälle und heftiger Wind ein. Bis um den 5. Januar hielt der Winter die Region in eisiger Umklammerung.

Erst dann konnten Anwohner und Touristen ein wenig entspannen. Im Ostseebad Warnemünde genießen die Menschen Anfang 1979 bei milderen Temperaturen das eisige Spektakel an der Mole.
Winter 1978/79 - die Norddeutschen, die ihn bewusst erlebt haben, werden ihn wohl nie vergessen.

Foto: ADN-ZB Sindermann / Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0

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In Ostholstein wurden an Silvester Schneehöhen bis 70 Zentimetern gemessen. Schneeverwehungen türmten allerdings mancher Orts den Schnee mehrere Meter hoch.

Mit Räumfahrzeugen wurden zunächst die wichtigsten Verbindungen vom Schnee befreit - so wie auf diesem Bild in Bad Malente-Gremsmühlen. Kleinere Straßen blieben bis zum Tauwetter im Frühling unpassierbar.

Leserfotos: Das war der Jahrhundertwinter 1978/79

Foto: Wolfgang Cassel

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Die Massen an Schnee waren vor allem für die Kinder ein Genuss: 250 bis 300 Schüler aus Rostock wurden mit einem Sonderzug der Deutschen Reichsbahn nach Kösterbeck gefahren, damit sie dort ausgiebig rodeln und Schlitten fahren konnten. Die Kinder waren alle begeistert. So schnell, wie sie den Berg hinunter rodelten, waren sie auch wieder oben.
Fotostrecke vom Jahrhundertwinter in MV


Foto: Carsten Dölle

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Mit Schneefräsen wie dieser versuchten die Eisenbahner in der DDR die Schienen für die Versorgung freizuhalten.

Einfach war das nicht, denn die Schneedecke war vielerorts mehrere Meter hoch und verdeckte ganze Züge. Der Lokführer Fritz Witt erlebte im Katastrophenwinter die schlimmste Zeit seiner Lebens. Zwischen Sagard und Lietzow fuhr sich sein Zug im meterhohen Schnee fest.

Fünf Tage musste er mit seinen Kollegen im Zug ausharren. Währenddessen bangte Frau Helga um sein Leben. Erst als die Soldaten der NVA den Zug freigeschaufelt haben, konnte Witt nach Hause kommen.

Auf dem Foto ist eine Schneefräse aus Meinigen (Thüringen) beim Einsatz im Umland von Greifswald zu sehen

Foto: OZ


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Holger Posenauer war im Winter 1978/89 17 Jahre alt und werdender Vater. Die letzten Stunden vor der Geburt seiner Tochter hätte er beinahe gar nicht zusammen mit seiner künftigen Frau Beate erlebt.

Als der Winter mit aller Kraft hereinbrach, saß der junge Mann in seinem Betrieb in Grevesmühlen fest. In den Heimatort Dassow fuhren keine Busse mehr. „Das kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Teilweise verdeckte der Schnee sogar die Häuser“, erzählt der Mann.

Zwei Nächte musste Posenauer im Betrieb verbringen. Dann hielt es ihn aber nicht mehr. Zusammen mit anderen Kollegen machte er sich zu Fuß auf nach Dassow und musste zunächst aber umkehren. Ein Posten hinderte sie daran, auf der B 105 Grevesmühlen zu verlassen. Die Stadt war abgeriegelt.

Die jungen Männer wollten aber zu ihren Familien. Also wählten sie einen Schleichweg über Börzow und dann zurück auf die B 105 „In Höhe Gostorf begegneten wir einem russischen Kettenfahrzeug, das uns nach Dassow brachte“, erinnert sich Holger Posenauer.

Bilder von der Schneekatastrophe in MV

Foto: KES

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Im Februar 1979 fährt Familie Borchmann mit ihrem Trabbi aus Thüringen nach Wismar. Die Schneeberge wurden immer höher. Das Auto gab den Geist auf, warme Kleidung lag im Kofferraum - und der war zugefroren. "Wir waren total in Panik, dachten, wir müssen sterben.“ Dann tauchten russische Soldaten auf und boten Hilfe an.

Die vereiste Ostsee erschwere auch den Transport von Gütern nach Wismar. Hafenschlepper waren in der Hansestadt rund um die Uhr im Einsatz, um einen normalen Schiffsverkehr zum Hafen und zur Werft zu gewährleisten.
Auf dem Foto ist der sowjetische Frachter "Abram Achipow" zu sehen, der Metall geladen hat, das für die DDR-Wirtschfaft bestimmt ist. Er wird im März 1979 durch zwei Bugsierschlepper durch das vereiste Fahrwasser des Wismarer Hafens geleitet.

Foto: ADN-ZB Sindermann / Bundesarchiv / CC-BY-SA 3.0


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Die wichtige Eisenbahn-Transitstrecke nach Sassnitz war auf ihrem letzten Stück lange nicht befahrbar. In Bergen war für die Lokführer Endstation. "Wir standen dort mit drei Loks und haben entweder auf der Lok oder in der Bahnmeisterei geschlafen", erinnert sich der damalige Lokführer Hermann Wendel.

Durch Sprengungen der Schnee- und Eismassen und durch den Einsatz von Schneefräsen hat man Anfang Januar 1979 angefangen, die Gleise Meter für Meter vom Schnee zu räumen.

Foto: Zentralbild Busch

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Im Landkreis Rendsburg-Eckerförde wird am Silvestertag aufgrund der starken Schneefälle  Katastrophenalarm ausgelöst und ein Fahrverbot verhängt. Viele Dörfer sind wie dieses Gehöft bis weit in den Februar von der Außenwelt abgeschnitten.

Erst zwei Monate später wird beides aufgehoben. Die Katastrophe forderte im Kreis ein Menschenleben. Ein Arbeiter starb bei der Reparatur eines Lecks in einer Gasleitung.

Fotos aus dem Jahrhundertwinter in Schleswig-Holstein


Foto: Lothar Heidtmann/dpa


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Rügen war von der Schneekatastrophe besonders betroffen. Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten, neben den Einwohnern saßen auch Urlauber tagelang fest.

Da Räumfahrzeuge der Gemeinden die Schneemassen nicht bewältigen konnten, kamen ihnen vielerorts Kräfte der Nationalen Volksarmee (NVA), Zivilverteidigung und Volksmarine zu Hilfe – teils mit Panzern.

Soldaten schaufelten Züge aus Schneewehen, auch Braunkohle-Transporten musste der Weg gebahnt werden. Dörfer mussten aus der Luft mit Lebensmitteln versorgt, schwangere Frauen in Armeefahrzeugen oder gar per Helikopter in die Entbindungsklinik gebracht.
Doch selbst Rettung aus der Luft war wegen des Sturms drei Tage lang nicht möglich. Erst am 27. Januar 1979 konnten Lebensmittel und Brennstoffe entladen und verteilt werden.

Foto: Harry Hardenberg

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Mit großem Aufwand wurden die wichtigsten Versorgungswege in Schleswig-Holstein vom Schnee geräumt. Dieses Foto wurde am 2. Januar 1979 aufgenommen und zeigt die Räumungsarbeiten auf einer Straße zwischen Eckernförde und Kappeln.

Die Gräben und Senken waren noch mit Schnee gefüllt und die Schneeberge von den geräumten Straßen immer noch meterhoch, als keine sechs Wochen später, am 13. Februar 1979, der Schneefall erneut einsetzte. Wieder in katastrophalem Ausmaß. Dieses Mal war auch Niedersachsen von dem Unwetter betroffen, und die Auswirkungen waren vielerorts noch dramatischer als um Silvester.

Multimedia-Story: Stillstand - die Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein

Foto: Werner Schilling/dpa

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Dieses Foto wurde 1979 an der Kreuzung in Groß-Ernsthof aufgenommen. Die drei Personen stehen am beziehungsweise auf dem Wegweiser in Richtung Greifswald, Kröslin und Wolgast.

Die Straßen waren bereits geräumt und der Schnee war bis zu den Baumkronen aufgetürmt. Um der Arbeit in Wolgast nachzukommen, wurden die Beschäftigten der LPG Pflanzenproduktion Groß-Ernsthof aus Wolgast mit dem Trecker abgeholt; Busse fuhren nicht.

Alle Geschichten zum Jahrhundertwinter in MV


Foto: A. Brückner

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Im Januar 1979 ist der Schlepper „Dierkow“ im Nordrevier vor Stralsund im Einsatz. Er dient als Eisbrecher und soll die Schifffahrt und die Zufahrt zum Stalsunder Hafen aufrecht erhalten.
Multimedia-Story: Als der Nordosten im Schnee versank

Foto: Harry Hardenberg

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Fast wie bei „König der Löwen“: In Lübeck hatten sich die Schneemassen an der Obertrave im Januar in ein Gebirge verwandelt. Wo die Versorgung stimmte und die Heizung lief, hatten die Menschen weniger auszusetzen an dem Katastrophenwinter.

Und heute? Wie Katastrophenschutz 40 Jahre später funktioniert

Fotos: Heinrich Hartung

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Für seine Aufnahmen an der Autobahn 1 nahm Axel Holz aus Reinfeld keine besondere Ausrüstung mit. „Einen Farbfilm brauchte ich nicht - die Landschaft zeigte sich nur in schwarz und sehr viel weiß“, schreibt er uns.

Entstanden ist dieses Foto im Februar 1979. „Als das Schneetreiben aufhörte, habe ich mich mit meiner Kamera auf den Weg gemacht und ein paar Aufnahmen im Bereich der Autobahn A1 geschossen.“ An Durchkommen ist offensichtlich nicht zu denken.

Leserfotos: Das war der Jahrhundertwinter 1978/79

Foto: Axel Holz


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Trotz des Einsatzes von Armeepanzern, mangelte es an technischem Gerät. Die Räumfahrzeuge konnten aber auch nicht überall hinkommen.
So mussten an vielen Stellen ganze Landstriche von Hand geräumt werden. Auf dem Foto schaufeln Soldaten der NVA am 3. Januar 1979 die Gleise der Bahnstrecke bei Lietzow frei.

Unweit dieser Stelle war Lokführer Fritz Witt mit seiner Lok fünf Tage lang eingeschneit. 200 Soldaten waren nötig, um den Zug aus dem Schnee zu befreien, erinnert sich Witt.

Foto: Harry Hardenberg

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Um die Versorgung von Menschen und Betrieben in Rostock zu gewährleisten, wurden die Wasserstraßen vor dem Hafen permanent eisfrei gehalten. Schlepper durchpflügten das Eis auch in der Nacht, um ein Zusammenfrieren der Schollen zu verhindern.

Auch in der Stadt selbst half jeder, der konnte: Die Lehrlinge vom Industriebaukombinat befreien auf dem Bild die Gleise der Straßenbahn vom Schnee.

Foto: Ingeborg Schmidt

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Dieses Bild wurde in Steinburg im Ortsteil Eichede aufgenommen. Der Großvater Gustav Stampfer räumt die Einfahrt. Oben auf dem Schneeberg steht seine Enkelin Regina.

Leserfotos: Das war der Jahrhundertwinter 1978/79

Foto: Ralf Strampfer

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Meterhoch türmten sich im Winter 78/79 die Scheemassen zwischen Fährdorf und Niendorf. Damit war die Insel Poel vom Festland abgeschnitten.

Der kälteste Tag war der 11. Februar 1979 mit minus 18,5 Grad, am Erdboden wurden sogar minus 21,3 Grad gemessen. Die Arbeit ging aber weiter: Poeler Männer, die in Wismar gearbeitet haben, mussten 20 Kilometer zu Fuß nach Hause laufen. Sie hatten sich ein Seil umgebunden, damit niemand beim Weg über die Felder abhanden kam.

Foto: Uta Hahn

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Dieses Foto zeigt die Kieler Förde im Februar 1979. Burkhard Klinke aus Bosau fand es „einfach super, das Gesicht der Natur zu erleben“, schreibt er uns.

Gemeinsam mit anderen Studenten war er über Weihnachten und Neujahr in einem Haus in Skagen. „Die Temperaturen sanken auf minus 20 bis 30 Grad. [...] In den Nachbarhäusern knallte es überall, die Wasserleitungen platzten und das Wasser spritzte wie eine Fontäne in den Häusern.“ Wie geplant nach Hause fahren konnte die Truppe nicht. „Wir mussten unseren Urlaub verlängern, weil die deutsch-dänische Grenze wegen Schnee geschlossen war.“ Einige Tage wurden sie von einem Bergepanzer in Richtung Kiel begleitet.

Multimedia-Story: Stillstand - die Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein

Im Februar erlebte Burkhard Klinke dann das zweite Schneechaos. „Die Straßen im Kreis Plön waren nicht mehr befahrbar, Fahrverbot, und die Kieler Förde war zugefroren und begehbar.“ Und trotz aller Widrigkeiten konnte der Mann aus Bosau dem Ganzen Gutes abgewinnen. „Die Natur siegt immer [...]  – wir sind hilflos. Aber: die Menschen rückten zusammen und halfen sich gegenseitig.“

Foto: Burkhard Klinke

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Im Kreis Grimmen (heute: Landkreis Vorpommern-Rügen) ist im Januar 1979 schwere Landtechnik sowie Panzer und Räumtechnik der Nationalen Volksarmee (NVA) im Einsatz, um die Versorgung der Menschen und Tiere aufrecht zu erhalten.

Einige Tage lang waren die Menschen in Grimmen eingeschlossen, da Züge im Schnee feststeckten. Freiwillige haben die Gleise freigeschippt, bis wieder neuer Schnee kam.

Stromausfälle erschwerten die Lage. Nach Rügen sei der Altkreis Grimmen vom Winter am schlimmsten betroffen gewesen, schätzt der damalige Meister für elektrische Energieanlagen Manfred Ehrhardt heute ein.

Foto: Hartmut Klonowski

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Am 28. Dezember schneit es den ganzen Tag - 22 Stunden lang. Am Abend stecken die ersten Fahrzeuge im Norden Schleswig-Holsteins in Schneeverwehungen fest, die Temperaturen sinken auf minus 20 Grad.

Am nächsten Morgen liegt fast das ganze Bundesland lahm. Und es schneit weiter. Und weiter. Bis Silvester. Katastrophenalarm.

Autos stecken im Schnee fest, viele Dörfer sind eingeschneit, Schiffe festgefroren, der Zugverkehr kommt zum Erliegen, nichts geht mehr. Vielerorts fällt der Strom aus, denn die Strommasten sind dick vereist, Leitungen reißen und Masten brechen unter der Belastung zusammen.

Nachdem sich das Wetter beruhigt hat, müssen sich die Menschen wie hier auf dem Foto freigraben. Ausgerüstet mit Schaufeln versuchen zwei Männer aus Schleswig-Holstein im Januar 1979 ein Auto freizukriegen.

Multimedia-Story: Chronologie der Katastrophe


Foto: Georg Spring/dpa

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Bei Mölschow mussten Marinesoldaten und Männer von der IG Wismut die Gleise freischippen. Die Matrosen froren bei den Minusgraden stark, doch die Arbeiter wussten Abhilfe.

Bei der Wismut erhielten die Männer im Uranbergbau Deputat-Schnaps und nutzten ihn "gegen die Kälte". Die jungen Seeleute waren so Hochprozentiges nicht gewohnt und im Handumdrehen betrunken. Dann hat man sie erst mal ins Warme gebracht.

Foto: Eberhard Dillner

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Als der Schneefall einsetzte, gingen in Bath die Lichter aus und die Maschinen in der Konsumbäckerei
gleich mit. "Wir mussten das Netzband vom großen Durchlaufofen mit einer ’Ratsche’ Stück für Stück weiterbewegen, damit die Brote rauskamen", erinnert sich der Barther Holger Friedrich.

Die Belegschaft bekam die Anweisung, nur Brot zu backen. Keine Kuchen, keine Torten, keine Brötchen. "Ich bin der Meinung, dass dies auf jeden Fall die richtige Entscheidung war. Die Grundversorgung der Menschen ging in dieser Ausnahmesituation vor."
In den Ställen des VEG in Born standen 9000 Tiere, die trotz der widrigen Umstände versorgt werden mussten.

Währenddessen saßen auf dem Darß Raupenfahrer ohne Unterlass in ihren Maschinen, um Mensch und Tier in der Region zu versorgen.

In Werkstätten wurde improvisiert, um die „Arbeitstiere“ am Laufen zu halten, andere halfen mit Schaufeln, sodass nach dem ungewöhnlich heftigen zweimaligen Wintereinbruch auf dem Darß kein Mensch zu schaden kam und kein Tier des Gutsbetriebs starb.

Foto: Holger Friedrich

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Ob Ost oder West – Norddeutschland ist 1978/79 von der Schneekatastrophe gleichermaßen betroffen. Aber auch in der Ausnahmesituation war eine grenzübergreifende Zusammenarbeit undenkbar.

"So kämpften die Deutschen in West und Ost allein auf ihren Territorien gegen Schnee und Eis", erinnert sich Dieter Flohr, seinerzeit Sprecher der Volksmarine der DDR.

Foto: LN-Archiv

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Um Gingst herum waren die Straßen zugetrieben, hohe Schneeschanzen versperrten den Weg. Irene Weymann arbeitete damals auf dem VEG Granskevitz. Die vierfache Mutter konnte zwar nicht zur Arbeit, sah aber im Schnee keine große Not, denn der Keller war reichlich mit Lebensmitteln gefüllt. Viel mehr weckte der Winter 78/89 unangenehme Erinnerungen an einen Winter zehn Jahren zuvor.

Das Bild zeigt den Eisbrecher "Stephan Jantzen" im Schneewinter 1978/79 in Sassnitz auf Rügen.

Foto: Max Bachmann

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Ein erster Schneesturm legte ab dem 28. Dezember 1978 die Insel lahm. Mitte Februar fegte ein mehrtägiger Schneesturm über den Norden des Landes hinweg, der meterhohe Schneeverwehungen brachte. Das öffentliche Leben kam zum Erliegen.

Die Männer vom Schnellbootsverband bei Dranske schippten von Anfang an Schnee, befreiten Tierställe von der weißen Last und versorgten die Menschen mit Lebensmitteln.

„Jeder wusste genau, wie er sich in einem Katastrophenfall verhalten soll. Die Männer mussten ihre Kampfanzüge anziehen. Das war das Einzige, was auch dauerhaft warmgehalten hat“, erinnert sich der ehemalige Bürgermeister von Putgarten Ernst Heinemann.

Foto: Ernst Heinemann

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Bei einer Schneehöhe von etwa zwei Metern war es auch unter größten Anstrengungen nicht mehr möglich, einen Zug bei Rakow ohne Hilfsmittel freizubekommen. Er schneite völlig ein.

Eisenbahner und freiwillige Helfer eilten zum Zug und begannen mit dem Freischaufeln. 320 Reisenden waren im Zug Richtung Stralsund gefangen. Erst gegen 5 Uhr morgens konnten die Wagen zurück zum Bahnhof gezogen werden.

Auch in den folgenden Wochen wurde die Zugstrecke mehrfach verweht - weitere Lokomotiven blieben stecken.

Foto: Sammlung Harald Zühlke

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Bis zu vier Meter hohe Eisberge türmten sich im Winter 1978/79 am Strand von Usedom auf. Vielerorts lag der Schnee kopfhoch. Männer mussten sich bei der Gemeinde melden, um mit beim Schneeschippen zu helfen.

Christine Teschke aus Klein Jasedow hatte in dem Winter einen Termin zur Entbindung ihres Kindes. Doch weder Pferdeschlitten noch Panzerwagen kamen zu ihr durch. Ein Helikopter wurde angefordert, aber die Piloten durften nicht sagen, wohin sie die werdende Mutter fliegen. Nur ein Kopfnicken verriet, dass es wohl nach Wolgast geht.

Foto: Michael Luck

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Im Lubminer Kernkraftwerk saßen Arbeiter, Ingenieure und Verwaltungskräfte mehrere Tage fest. Andere Kraftwerke stellten ihren Betrieb ein, weil keine Braunkohle gefördert werden konnte.

Doch in Lubmin sicherten die dortigen Kräfte den Betrieb und so die DDR vor dem Zusammenbruch der Stromversorgung. Das einzige größere Kernkraftwerk der DDR war für etwa zehn Prozent der gesamten Stromversorgung verantwortlich.

Foto: Jürgen Fensch

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Sämtliche Hubschrauber der Bundeswehr, die in Itzehoe stationiert sind, sind im Einsatz.

Die Piloten bringen den Bauern Notstromaggregate und Kraftfutter für die Tiere, werfen Lebensmittel und Medikamente ab. Und sie bringen mit ihren Maschinen Menschen ins Krankenhaus.

Foto: Eckhard Meier

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Die hochschwangere Ingrid Bohnsack (heute 69) aus Petersdorf auf Fehmarn erreichen die Panzer, die sie in die Klinik bringen sollen, nicht.

Sie bringt ihren Sohn Nils zu Hause zur Welt. Eine Ärztin steht ihr bei – nachdem sie selbst aus dem Schnee gerettet wurde, in dem sie sich auf der Suche nach der Patientin bereits verlaufen hatte.

Auf dem Bild ist eine Schneefräse aus Bayern zu sehen, die vor Puttgarden im betonharten Schnee steckengeblieben ist. Soldaten mussten den Schnee sprengen.

Foto: Eckhard Meier

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Die Molkerei Kalkhorst verteilte im Winter 78/79  Milch kostenlos an die Dorfbewohner, da ein Transport zur Verarbeitung nach Klütz nicht möglich war.

In Warnkenhagen setzten zum Jahresende bei einer schwangeren Frau die Wehen ein. Ärzte, die sich auf den Weg machten, kamen von Klütz aus nicht mehr weiter.

Zwei Nachbarinnen standen der werdenden Mutter bei und liefen zwischen ihr und dem nächsten Telefon hin und her, um nach Anweisung von Arzt und Hebamme zu helfen.

Foto: Manfred Rohde

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Während Schneemassen den Nordosten begruben, dachte der 18-jährigen Eisenbahnfan Peter Zimmermann nur an eins: den geliebten Molli.

„Es war die geballte Kraft der Kleinbahn, zwei Lokomotiven, vier Reisezugwagen und ein Packwagen donnerten an mir vorüber“, erinnert er sich 40 Jahre später.

Um auch „live dabei“ zu sein,  kaufte Zimmermann sich eine Fahrkarte, stieg in den Zug und das Abenteuer begann.

Aus heutiger Sicht sei „der Bengel verrückt gewesen“, meint Peter Zimmermann heute: „Bei den Schneemassen hätte die Fahrt in Kühlungsborn zu Ende sein können. Was dann?“

Foto: Peter Zimmermann

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