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Abu Dhabi

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Der Louvre in Abu Dhabi macht Kunst zum Statussymbol und protzt mit großen Namen. Doch bei aller Kritik: Das erste Universalmuseum im Orient könnte auch ein Vorbild für das Berliner Humboldt-Forum sein.

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Ein riesiger Kronleuchter windet sich wie ein Schneckenhaus. Eine leuchtende Skulptur, die aus der Entfernung aussieht wie ein Turm, der sich immer weiter in die Höhe schraubt. Der „Fountain of Life“, ein Werk des chinesischen Starkünstlers Ai Weiwei, ist ein Globalisierungssymbol – und passt deshalb sehr gut zum Louvre Abu Dhabi.

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Denn wie beim Turmbau zu Babel (hier im Bild ein Gemälde des belgischen Künstlers Abel Grimmer aus dem 16. Jahrhundert) will die Ende 2017 eingeweihte Dependance des berühmten Pariser Museums Kulturen zusammenbringen. Doch auch die Hybris und die in den Himmel wachsenden Ambitionen des Projekts, die weit über die Mauern des Gebäudes hinausgehen, verbinden die Bauherren von Abu Dhabi mit jenen aus der Bibel.

Ein Video gibt Einblick in den Louvre:

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Nichts weniger als das erste Museum von Weltrang der Vereinigten Arabischen Emirate will der Louvre sein. Um der Welt zu zeigen, dass sie für mehr als Öl stehen, haben die Emirati viel Geld in die Hand genommen: Für die Verwendung des Markennamens „Louvre“ auf 30 Jahre sowie Leihgaben aus Paris zahlen sie knapp eine Milliarde Euro.

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Ein Freund des Kronprinzen Bader bin Abdullah bin Muhammad bin Farhan al-Saud soll jener Käufer sein, der bei einer Auktion im vergangenen November die Rekordsumme von mehr als 450 Millionen Dollar für Leonardo da Vincis Gemälde „Salvator Mundi“ gezahlt hat. Es ist ein höchst symbolischer Akt: Ein christliches Heilsbild zieht in ein arabisches Museum ein. Wann das geschehen wird, verrät der Louvre allerdings ebenso wenig wie die Besucherzahlen.

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In Abu Dhabi protzt man gern, etwa mit gigantischen Swarovski-Kronleuchtern in der viertgrößten Moschee der Welt. Ein riesiger unbewohnter Präsidentenpalast und eine ungenutzte Megajacht – der Emir soll unter Seekrankheit leiden – stehen für Verschwendung und Prunksucht. Und Kultur taugt eben auch als Statussymbol.

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Der Louvre Abu Dhabi ist ein architektonisches Kunstwerk. Im Innenhof fallen Lichtflecken durch die Decke, die wirkt wie aus Alufelgen zusammengesetzt. Die hellen Punkte spiegeln sich im Wasser, sodass eine flirrende, unwirkliche Atmosphäre entsteht. Die weißen Wände bilden Zwischenräume wie Fenster, durch die man die Skyline von Abu Dhabi und die Kreuzfahrtschiffe sehen kann. Ein mesopotamisches Marmorrelief aus dem 13. Jahrhundert mitten im weiten Innenhof verbindet den modernen Bau mit der Kunstgeschichte.

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Der französische Stararchitekt Jean Nouvel steckt hinter der ausgeklügelten Lichtdramaturgie des Louvre. Auch sonst dominieren beim Masterplan für Abu Dhabi große Namen aus dem Ausland: Der Brite Sir Norman Foster zeichnet für das Sheikh Zayed National Museum verantwortlich, die 2016 verstorbene Irakerin Zaha Hadid plante das Center for Performing Arts.

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Der Kulturdistrikt Saadiyat ist neben Sport und Unterhaltung (Warner Brothers Park, Water World, Ferrari-Rennstrecke) einer der Bereiche, mit denen Abu Dhabi Touristen und Investoren locken will, wie folgendes Werbevideo zeigt.

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Hier im Bild der Blick auf die Ferrari-Rennstrecke von einem Zimmer des Yas Viceroy Hotels. die regelmäßig für Fahrradfahrer freigegeben wird.
 
Wo heute prachtvolle Palmen repräsentative Alleen säumen, war bis vor Kurzem nur Sand – Sand, ein paar Hütten und Bäume. Abu Dhabi entwickelte sich in rasanter Zeit von einem Wüstendorf zu einer hochmodernen Stadt. Dabei gibt es auch Reibungsverluste: Der Bau von Frank Gehrys Guggenheim-Dependance – noch so eine importierte Kulturmarke – stagniert, nachdem es Kritik an der Ausbeutung von Gastarbeitern gab.

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Bei aller Kritik: Der Louvre hat dem eurozentrierten Blick der Kunstwelt tatsächlich etwas entgegenzusetzen. Der erste Raum ist dafür programmatisch: Er stellt wiederkehrende Motive in unterschiedlichen Kulturen nebeneinander: Reiterbilder oder Vorstellungen von einem „Haus der Toten“ etwa.

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Die Suche nach dem Verbindenden zieht sich durch die Ausstellung, die am Ende das pathetische Versprechen einlöst, einen neuen Blick auf die Menschheit zu eröffnen. Dem Besucher kribbelt es auf der Haut, wenn er anhand von Gemeinsamkeiten zum Beispiel religiöser Symbole von unterschiedlichen Kontinenten eine Ahnung von der Essenz des Menschseins zu erahnen glaubt. 

Insofern könnte der Louvre durchaus ein Vorbild für das im Bau befindliche Berliner Humboldt-Forum sein, das einen ähnlichen Anspruch als Universalmuseum erhebt.

Im Louvre Abu Dhabi wird nicht nach Geografie unterschieden, sondern nach Epochen der Menschheitsgeschichte, die anhand von Handelswegen und Völkerwanderungen einen interessanten roten Faden durch das Museum bilden.

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Das Gegenüberstellen der Kulturen eröffnet tatsächlich neue Perspektiven: Sokratesbüsten kennen europäische Besucher, doch sie erfahren hier, dass sich in etwa zur selben Zeit auch Buddha und Konfuzius Gedanken über den Charakter des Menschen gemacht haben, das sie im Antlitz gespiegelt sahen. Und ein indisches Herrscherporträt aus dem Jahr 1772 mutet ähnlich an wie ein Gemälde des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV.
Marcel Duchamps Objektkunst mit afrikanischen Fetischen zu vergleichen, wirkt auf den ersten Blick allerdings schon sehr gewagt. Doch hat das Festhalten an Dingen im Kapitalismus bei näherer Betrachtung tatsächlich auch etwas Fetischhaftes.

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Im letzten Raum bei dem Rundgangs durch das Museum gesellt sich zu Ai Weiweis Kronleuchter auch eine Fotoreihe von Zhang Huan. Der in den USA lebende Chinese zeigt in der Porträtserie, wie ein Gesicht von dunkler Schrift immer mehr bedeckt wird. Dieses Überschreiben von Identitäten ist auch ein zentrales Thema des Louvre.

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Und was ist mit der Identität der Emirati, die in Abu Dhabi nur 19 Prozent der Bevölkerung ausmachen? „Museum und Emirati, das gehört eigentlich nicht zusammen, es ist nicht Teil ihrer Kultur“, sagt der niederländische Tourguide Peter Grube. Man wolle die Einheimischen zu Museumsgängern erziehen. Grube meint, die eigene Identität sei bei der rasanten Entwicklung der Wüstenstadt auf der Strecke geblieben. Im Louvre jedenfalls muss man schon sehr nach Kunstwerken aus der Region suchen.


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Allerdings besteht zumindest die Chance, dass sich das Haus nach der Phase, sich in der Welt bekannt zu machen, in den nächsten Jahren zur Plattform für bislang weniger bekannte Künstler entwickelt. In einem benachbarten Kunstzentrum  Manarat Al Saadiyat („Ort, der Erleuchtung bringt“) wird jedenfalls schon eifrig an der Kunst der Zukunft gearbeitet.

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